Antragsteller*in: | Jusos Dresden (dort beschlossen am: 30.04.2023) |
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Status: | Überweisung (Überweisung an UBV.) |
DG-04: Dynamo endlich zum Handeln zwingen
Antragstext
Die SPD Dresden möge beschließen und an die SPD-Landtagsfraktion im sächsischen
Landtag weiterleiten.
Wir fordern, dass die Stadt Dresden und das Land Sachsen endlich konsequentere
Maßnahmen gegenüber der organisierten Ultraszene im sächsischen Profifußball und
insbesondere bei der SG Dynamo Dresden ergreifen. Somit soll zukünftig
sichergestellt werden, dass die konstanten Grenzüberschreitungen seitens der
organisierten Fanszene künftig besser verfolgt und bestenfalls verhindert
werden. Die SPD soll sich als Regierungspartei im Land und im Stadtrat Dresdens
zu diesen Forderungen bekennen.
Des Weiteren soll so ein Aktionsplan geschaffen werden, wie in Sachsen mit
problematischen Fanszenen größerer Vereine, wie dem Chemnitzer FC, dem FSV
Zwickau, dem 1.FC Lok Leipzig und dem FC Erzgebirge Aue umgegangen werden kann
und muss.
Dieser Antrag hat zum Ziel, die Fankultur der SG Dynamo Dresden zu reformieren.
Weite Teile der Fangemeinschaft sind Menschen, die nur ein Fußballspiel ihres
Vereins sehen wollen, die sich schämen für die Taten der Ultras. Der Verein
selbst leidet ebenso an diesen Vergehen, so mussten allein in der Saison
2021/2022 378.750 € an Strafzahlungen wegen des Fehlverhaltens der Fans gezahlt
werden, zusätzlich zu den zivilen Strafen für mehrere Dutzend Randalierende nach
dem Aufstieg in der Vorsaison. Für den damaligen Zweitligisten eine hohe Summe.
Da es dem Verein nicht zu gelingen scheint, eindeutig menschenfeindliches
Verhalten aus dem eigenen Stadion oder der eigenen Fanszene zu verbannen oder es
wenigstens effektiv zu verfolgen, soll das sächsische Innenministerium
eingreifen. Dem Verein sollen Pflichten auferlegt werden, die an jene erinnern,
die sich der FC Hansa Rostock nach Ausschreitungen beim Auswärtsspiel beim FC
St. Pauli wenige Wochen zuvor auferlegt hat.
Dabei geht es konkret um folgende Maßnahmen: Erstens wird der Verkauf von
Gruppenkontingenten an Fanclubs komplett gestrichen, es dürfen somit in der
laufenden Saison nur noch personalisierte Einzelkarten verkauft werden,
Ausnahmen dazu bilden ausschließlich Familientickets. Ab der neuen Saison
2023/2024 gilt für jeden Fanclub der SG Dynamo Dresden ein Bekenntnis auf 1.2.
der Fancharta:
"Der Verein SG Dynamo Dresden und die Fans stehen aktiv gegen Rassismus,
Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung (aufgrund ethnischer Zugehörigkeit,
religiöser und sexueller Orientierungen sowie körperlicher und geistiger
Beeinträchtigung) innerhalb und außerhalb des Stadions ein."1
Die Fanclubs verpflichten sich, diesen Paragraphen zu ehren und einzuhalten. Sie
sind ab der neuen Saison im Stadion auf Bewährung geduldet. Die Bewährungsdauer
richtet sich nach der Problemhistorie der betroffenen Fanclubs und kann bis zu
fünf Jahre andauern. Sollte es erneut zu schweren Grenzüberschreitungen seitens
betreffender Fanclubs kommen, so wird den Fanclubs der Eintritt auf das Gelände
der SG Dynamo Dresden verwehrt. Den betroffenen Fanclubs wird ab diesem Punkt
dauerhaft verboten, Fahnen, Banner, Sticker und jede weitere Form der
Sichtbarkeit mitzuführen. Schweres Fehlverhalten von Einzelpersonen wird mit
einem langfristigen Stadionverbot bestraft. Dieselben Regelungen sollen auch bei
Auswärtsspielen der SG Dynamo Dresden gelten. Zur Identifizierung von
Fehlverhalten soll die Innenraumüberwachung im Rudolf-Harbig-Stadion in
Kommunikation mit den zuständigen Sicherheitsbehörden massiv ausgebaut werden.
Zweitens soll die Zusammenarbeit mit den Fanclubs intensiviert werden, um einen
gemeinsamen Weg aus dieser Lage zu finden. Die Grundsätze aus Paragraph 1 der
Fancharta und insbesondere 1.2. sollen als Basis für jegliche Zusammenarbeit
dienen. Die Fanarbeit der SG Dynamo Dresden soll des Weiteren eine klare soziale
Strategie verfolgen, um Rücksichtnahme und Toleranz innerhalb der Fanszene und
auf dem Gelände des Vereins zu fördern.
Drittens sind bei Auswärtsspielen der SG Dynamo Dresden vereinseigene
Mitarbeiter:innen mitzuführen, um auch vor Ort Vandalismus und Diskriminierung
bestenfalls zu verhindern, mindestens aber zu dokumentieren.
Des Weiteren soll bis zur zufriedenstellenden Umsetzung dieser Maßnahmen
jegliche finanzielle Unterstützung des Vereins durch die Stadt Dresden und das
Land Sachsen eingestellt werden.
Langfristig soll auf diese Weise eine Beruhigung der sächsischen Fanszene
erreicht werden, ein breiteres Engagement für Toleranz und Demokratie im Sport
und die Entwirrung der rechtsextremen Szene mit den Fangemeinschaften
sächsischer Profisportvereine, insbesondere der organisierten Fanszene der SG
Dynamo Dresden.
Begründung
Beim Sachsenderby zwischen Dynamo Dresden und Erzgebirge Aue am 04.03.2023 kam es ein Mal mehr zu eindeutigen Grenzüberschreitungen seitens einiger Ultragruppen der SG Dynamo Dresden. Dabei wurden eindeutig homophobe Banner in Richtung der Gästefans entrollt, die vorher auch mit dem Verein nicht abgesprochen waren. Dynamo Dresden selbst reagierte auf diese Banner erst mehrere Tage später mit einem Statement. Ob Folgen für Verantwortliche spürbar werden, bleibt abzuwarten, ist aber nach vergangenen Erfahrungen unwahrscheinlich. Aufgrund der überregionalen Beliebtheit der SG Dynamo Dresden in ganz Sachsen ist eine staatliche Lösung dieser Probleme daher dringend anzuraten.
Gleich zu Beginn sollte eines eindeutig klar sein – nicht die vielen friedlichen Unterstützer:innen sind das Problem. Wer friedlich ins Stadion geht, um ein Fußballspiel anzusehen, soll auch weiterhin dazu in der Lage sein. Das Problem liegt bei der Ultraszene. Dort können zahllose Verbindungen ins gewaltbereite rechtsextreme Milieu nachgewiesen werden, von dort kommen immer wieder die Grenzüberschreitungen anlässlich der Spiele Dynamo Dresdens.